Futtertypen
Jeder Rattenhalter sollte sich mit der
Fütterung seiner Lieblinge intensiv beschäftigen.
Die Bedeutung von Nährstoffen, die
Kenntnis von "rattentauglichen" Lebensmitteln und die
Recherche der wenigen vorhandenen Quellen bezüglich des rattigen
Nährstoffbedarfs ermöglicht dem Rattenhalter die Beurteilung der
möglichen "Futterkonzepte" und ihrer unterschiedlichen Möglichkeiten.
1. Füttern von fertigem Rattenfutter
Viele verschiedene Firmen bieten ebenso
viele
unterschiedliches Fertigfutter an.
Da die meisten Hersteller relativ genau
deklarieren, sowie Nährstoffanalysen angeben, kann der Rattenhalter
beurteilen, welches Futter ihm für seine Lieblinge geeignet erscheint.
Von dem Kauf eines Futters, welches keine umfassende
Nährstoffdeklaration
aufweist rate ich ab, da es unmöglich ist die Qualität zu beurteilen
und das Frischfutter entsprechend anzupassen.
Ob ein "Allein-" oder ein "Ergänzungsfutter" gegeben wird ist recht
egal solange die Nährstoffverteilung gut ist und fehlende Nährstoffe
leicht durch Frischfutter, Heu oder andere Zugaben gedeckt werden
können.
Da ich aus der oben angesprochenen "natürlichen Zusammensetzung der
Ernährung einer Wildratte" ableite, dass tierisches Protein keinesfalls
täglich gegeben werden muss/sollte ist ein rein pflanzliches Futter
zudem man einfach mehrmals wöchentlich tierisches Protein reicht
vorzuziehen.
Oft sind rein pflanzliche Futtermittel nur für andere Tierarten
erhältlich. Unter welchen Umständen diese für Ratten geeignet sind ist
im nächsten Punkt zu lesen:
2. Füttern von "Kombiniertem"
Hat man sich mit der Ernährung von
Ratten intensiv auseinander gesetzt und möchte weder komplett
selbst zusammenstellen noch ein fertiges Rattenfutter geben, so spricht
nichts dagegen, z.B. ein Meerschweinchen-,
Mäuse- oder Vogelfutter als Grundbasis zu nehmen und die "fehlenden"
Nährstoffkombinationen zuzumischen. Um eine ausgewogene Mischung zu
erreichen ist einige Kenntnis darüber
erforderlich, welche Lebensmittel welche Nährstoffe in welchem
Verhältnis enthalten und welches Urteil man sich über die optimale
Nährstoffkombination von Ratten gebildet hat. Gleiches gilt für
die Verwendung eines ungezuckterten Müslis als Basis.
Das "willkürliche" Zusammenmischen unteschiedlicher Futter sowie das
Beimengen von "Zusätzen" ohne "Fachkenntnis" verhindert in den meisten
Fällen jede Ausgewogenheit des Futters.
3. Pelletfütterung
Viele Rattenhalter sind mitlerweile auf die Fütterung von sogenannten Pellets umgestiegen, wie sie in Laboren, Futtertierzuchten und gelegentlich im Zoohandel üblich sind. Ich beobachte diesen "Trend" mit etwas Sorge und Skepsis.
Grundsätzlich ist der Gedankengang der hinter der Pelletierung steckt ein Guter:
Das Futterselektieren der Ratte
wird unterbunden, jeder Pellet enthält die auf der Verpackung
angegebene Nährstoffmenge im angegebenen Verhältnis und die wenigsten
Ratten fressen von den Pellets
mehr als sie zum Leben benötigen.
Zusätzlich sind diese Pellets sehr viel preiswerter als gängige
Fertigfutter oder ein selbstgemischtes Futter.
Fettleibigkeit kommt äußerst selten vor und theoretisch wird jedes Tier mit der richtigen Menge an Nährstoffen versorgt, vorrausgesetzt, man geht davon aus, dass Pellets, wie sie für Ratten in der Labor- und Futtertierhaltung hergestellt werden eine ausgewogene Nährstoffmischung für Heimtierratten enthalten.
Letzteres stelle ich massiv in Frage.
Pellets sind eben nicht für Ratten
konzipiert, die lange glücklich leben und alt werden, sondern um
Labor- und
Futtertiere in ihrem kurzen Leben möglichst adäquat aber
billig und mit wenig Aufwand zu ernähren.
Mir erscheinen (im Vergleich mit
Fertigfuttern für Heimtierratten und sogar mit den wenigen Quellen für
empfohlene
Nährwerte für Laborratten) einige Nährwerte in den Pellets sehr hoch
dosiert (wie etwa Protein und Vitamin A) während z.B. der
Rohfaseranteil
mit teilweise um die 3% aus meiner Sicht viel zu niedrig ist. Der
Fettgehalt ist mit um 3% ebenfalls sehr niedrig und hochwertige
Ölsaaten läßt die Zutatenliste ebenso vermissen, wie andere Zutaten von
hoher ernährungsphysiologischer Qualität, was man für den Preis aber
auch kaum verlangen könnte.
Alles in Allem zaubern mir die Zutaten ein Zähneknirschen und die
Nährwertanalysen mir ein Fragezeichen herbei.
Ersteres hat absolut keine Ähnlichkeiten mit den Lebensmitteln, die
auch für Ratten als "besonders gesund" gelten und Letzteres ist
unheimlich fern von Analysen von Fertigfuttern und Bilanzen von
Selbstmischungen mit denen viele Rattenhalter über Jahre und
Rattengenerationen hinweg beste Erfahrung gemacht haben entfernt und
unterscheiden sich sogar von den empfohlenen Werten für Laborratten.
Abschließend zu beurteilen wären die einzelnen Nährstoffmengen nur,
wenn ich nähere Infos dazu hätte, wieviel die Ratten davon tatächlich
aufnehmen (angebenen
werden meistens ca 15g pro Tier und Tag).
Oft fallen mir für diese "zweifelhaften" Zusammensetzungen Erklärungen ein, die mich zweifeln lassen, ob Pellets wirklich für Heimtierratten geeignet sind.
- sie sind als absolutes Alleinfutter konzipiert, keineswegs darauf ausgelegt, dass die damit versorgten Ratten zusätzlich Frischfutter erhalten.
- Labor- und Futterratten werden nicht alt, meitens handelt es sich um Jungtiere und Zuchtweibchen, nicht um ausgewachsene oder gar alte Tiere
- bei Labor- und Futterratten "reicht" es, sie über ihren Lebenszeitraum "gleichförmig" so zu ernähren und sicherzustellen, dass es nicht zu Mangelerscheinungen kommt, Probleme durch Überdosierungen oder Nährstoffe von eher minderwertiger Herrkunft würden erst nach einer gewissen Zeit auftreten, die diese Tiere gewöhnlich gar nicht überleben.
Beispiel:
Laborpellets enthalten um die 20%
Protein, also fast doppelt so viel wie in den meisten üblichen
Fertigfuttern.
Dies wird damit begründet, dass es
sich um Proteine rein pflanzlicher Herrkunft handelt und von diesen
dann mehr gegeben werden muss, damit der Körper die erforderliche
Zusammensetzung und Menge an essentiellen
Aminosäuren erhält, die bei einer Mischung aus pflanzlichen und
tierischen Proteinen in deutlich kleineren Mengen bereits ausreichend
enthalten wären.
Das führt dazu, dass diese
Proteinmengen von 20%, welche so zwar nicht benötigt werden dennoch
verstoffwechselt werden müssen.
Labor- und Futterratten werden nicht
sehr alt (selten älter als 8 Monate). Bei Heimtierratten können
die "Abfallstoffe" die beim Proteinstoffwechsel entstehen
langfristig die Nieren schädigen. Siehe →Protein
Hat eine Ratte bereits eine Nierenproblematik, so empfiehlt es
sich ein Futter zusammenzustellen, das so exakt wie machbar auf
das von Ratten benötigte Aminosäuremuster abgestimmt ist.
4. Selbstgemischtes
Rattenfutter aus Getreide, Saaten, Trockenfrüchten und getrockneten Kräutern selbst anmischen.