Heu - sinnlose Parasitenschleuder oder wertvolles Beifutter?
Viele Rattenhalter vertreten die Meinung, dass es "falsch" sei Ratten Heu zur
Verfügung zu stellen.
Dem gegenüber steht Fachliteratur, in der Heu immer wieder als unentbehrlicher
Rohfaserlieferant genannt wird.
Obgleich es sich hierbei meistens um ältere Literatur handelt, rückt auch die Kleintierärztin Anja Eweringmann in dem sehr aktuellen Werk "Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus" (10/07) nicht von dieser Information ab.
Für das Anbieten von Heu spricht ganz klar:
- die Tatsache, dass es sich um einen tiergerechten Rohfaserlieferanten handelt, Rohfaser wirkt sich nachweislich positiv auf die Darmgesundheit und einen physiologischen Verdauungshergang aus.
- Heu erfreut sich sowohl als kalorienarmer "Snack" zwischendurch als auch als naturbelassenes Nist- und Spielmaterial bei den meisten Ratten großer Beliebtheit.
- Ebenfalls enthält Heu (je nachdem welche Pflanzen es in welchen Anteilen enthält) ein Ca-P-Verhältnis von bis zu 5:1 was als äußerst wertvoll einzustufen ist.
Als Gegenargumente werden das Risiko gereizter Atemwege und sonstiger Allergien sowie ein angeblich sehr hoher parasitärer Infektionsdruck, etwa durch Milben genannt.
Meine Erfahrung:
Seit dem Beginn meiner Rattenhaltung im Jahre 1994 haben meine Ratten stets Heu
zur Verfügung (bis auf einen Allergiker). In all den Jahren hatte ich exakt
einmal einen Milbenbefall, bei dem ich das Heu als Ursache nicht ausschließen
kann.
Eine allergische Reaktion kam bei genau einem, dem oben genannten, Rattenbock
vor.
Mein Fazit:
→ Liegt bei Ratten und Haltern keine
Allergie vor rate ich aus oben genannten Gründen ausdrücklich dazu Heu
ad
libitum zur Verfügung zu
stellen.
- Heu ist für Ratten jedoch scheinbar nicht von unersetzbarer Wichtigkeit, jedoch sprechen aus meiner Sicht bei artgerechter Rattenhaltung deutlich mehr Dinge für die Gabe von Heu als dagegen.
- Heu wirkt sich aufgrund eines hohen Ca- und eines niedrigen P-Gehaltes positiv auf das Verhältnis dieser beiden Mineralstoffe zueinander aus
- Reagieren Ratten oder Halter allergisch auf Heu, sollte auf die Gabe natürlich verzichtet werden.
- Wer sichergehen möchte, kann das Heu einige Tage bevor es angeboten wird einfrieren, um Milben abzutöten.
Tatsächlich kann ich den angeblich so hohen Infektionsdruck weder bestätigen
noch mir überhaupt erklären, weder aus der Ratten- noch aus Hamster-, Mäuse-,
Meeri-, Kaninchen- oder Pferdehaltung bestätigen, dass es wirklich nennenwert
häufig zu Parasitenbefall kommt. Andernfalls:
Käme es durch Heu einmal zu Milbenbefall... Wäre das wirklich das Drama?
Muss Rattenhaltung wirklich steril sein? (dazu werd ich gesondert nochmal
etwas schreiben).
Wäre es wirklich so schlimm in diesem Fall einfach die Milben zu behandeln?